Boga njet! "Es gibt keinen Gott" Ausstellung antiklerikaler und antireligiöser Plakate aus der Sowjetunion

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Deutschland

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Die vom Berliner Institut für vergleichende Staat-Kirche-Forschung und dem Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig zusammen mit dem Haus der AlltagsGeschichte organisierte Ausstellung "Es gibt keinen Gott!" zeigt dreißig Propagandaplakate aus der Sowjetunion, die anschaulich machen, auf welche Weise von staatlicher Seite aus gegen Kirche und Religion vorgegangen wurde. Richteten sich die Plakate am Anfang vor allem gegen die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK), wurden später auch andere religiöse Traditionen kritisiert und zu einem Hindernis für den Sozialismus erklärt. Die Darstellung religiöser Symbole und Praktiken kennzeichnete sich meist durch schlichte Parolen, die ein defizitäres, sachlich kaum fundiertes Religionsverständnis erkennen lassen. Es dominieren Positiv-Negativ-Spiegelungen, bei denen Gut und Böse klar verteilt sind. Simplifizierungen dieser Art waren zum einen dem Medium der Plakatkunst geschuldet: Um eine stark analphabetische Bevölkerung überzeugen zu können, musste die Botschaft verkürzt werden. Zum andern gilt es für die ersten Jahre nach der Revolution den Bürgerkrieg in Rechnung zu stellen, in dem sich die Kirche klar auf Seiten der vom Ausland unterstützten Weißen Armee positionierte. Deren Regimenter führten häufig Kreuze und Ikonen mit in den Kampf und trugen Namen wie "Regiment Jesu" oder "Regiment der Heiligen Jungfrau". Ungeachtet der schlagwortartigen Zuspitzung des "Agitprop" kennzeichnete sich die sowjetische Plakatkunst durch innovative Neuerungen, was sowohl den Bereich der seriellen Produktion als auch die Bildgestaltung betraf. Die Ästhetisierung des Atheismus bediente sich einer künstlerischen Formsprache, die einerseits an bestehende Traditionen wie den Lubok (russische Volksbilderbogen auf Lindentafeln) oder Reklametafeln der Werbung anknüpfte. Andererseits bereitete die russische Avantgarde Gestaltungsformen den Weg, die prägenden Einfluss auf die moderne Kunstentwick-lung nahmen.