„Kurt Weill trifft auch unseren musikalischen Nerv“

Warum die Weill'sche Musik bis heute auf offene Ohren stößt

In unserer Blogreihe möchten wir euch von der WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg erzählen und  euch zu eurem nächsten Ausflug inspirieren. Welche Ziele lohnen sich, wo habt ihr richtig viel Spaß mit euren Kindern, von welchem Ausflugsziel habt ihr noch nie gehört oder wohin sollte die nächste Radtour gehen? Wir freuen uns, dass ihr auf unserem Blog angekommen seid und laden euch ein, die Region mit der WelterbeCard zu erkunden. Herzlich Willkommen!


Das Online-Magazin "Echtzeit" veröffentlicht Beiträge zum Reiseland Sachsen-Anhalt, die uns "hinter die Kulissen" schauen lassen. Heute wird es musikalisch: Es geht um den weltbekannten Dessauer Musiker Kurt Weill und das Fest, welches ihm jedes Jahr in seiner Geburtsstadt mit hochwertigen Konzerten und Veranstaltungen gewidmet wird. Dieser Blogbeitrag wurde von Kathrain Graubaum verfasst und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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Meisterhäuser Dessau

Frivol, politisch und sogar tanzbar – die Weill’sche Musik trifft auch den Zeitgeist von heute.

Mit 18 Jahren hatte der Komponist Kurt Weill seine Geburtsstadt Dessau verlassen. Von da an traf er mit seiner Musik den Nerv des Publikums – in den legendären „Goldenen Zwanzigern“ in Berlin wie auch später am Broadway in den USA. Längst ist Weill in das Gedächtnis seiner Heimatstadt Dessau zurückgekehrt. Hier nimmt die Erinnerungskultur jetzt moderne Wege in die Herzen junger Generationen.

Mit einem Flyer in der Hand umkreist ein Ehepaar das Doppelhaus der einstigen Bauhaus-Meister Lyonel Feininger und Laszlo Moholy-Nagy. In Feiningers ehemaligem Wohnhaus sitzt seit 1993 das Kurt-Weill-Zentrum. Die einzige europäische Dokumentations- und Informationsstätte über Leben und Werk des Komponisten ist ein Ort der Forschung und Begegnung. In der rekonstruierten Doppelhaushälfte von Moholy-Nagy präsentiert sich seit zwei Jahren die weltweit einzige Dauerausstellung zu Kurt Weill. Jährlich zum Frühlingserwachen erhöht sich mit dem „Kurt Weill Fest“ Dessaus kultureller Pulsschlag – und bleibt auch über das Jahr beschleunigt.
Der Komponist der berühmten Dreigroschenoper wurde am 2. März 1900 als eines der vier Kinder des Dessauer Synagogenkantors geboren. Allerdings mokierte er sich später allzu gern über die Kleinstadt im Dreieck von Magdeburg-Halle-Leipzig. Etliche diesbezügliche Zitate sind der Nachwelt überliefert.

Hätte sich Kurt Weill in Dessau wohler gefühlt, wenn er hier noch die Bauhaus-Zeit miterlebt hätte? Denn in den 1920ern hatte das „Flaggschiff der Moderne“ im anhaltischen Dessau seine Blütezeit. Junge Leute kamen aus aller Welt, um an der modernen Hochschule für Gestaltung ein modernes Leben und Arbeiten zu erproben. Kurt Weill aber hatte – früh den Geist der Zeit erahnend – seiner Heimatstadt schon 1918 den Rücken gekehrt. In Berlin trug er dann zum Charme der „Goldenen Zwanziger“ mit Songs im typischen Weill-Touch bei: frech, frivol, politisch und sogar tanzbar – alles in einem. Die Bauhäusler hätten ihn, den die Fachwelt heute zu den „faszinierendsten Komponisten der Moderne“ zählt, vermutlich mit großem Hallo aufgenommen. „Aber man weiß ja, welche Erwartungen man mit 18 an das Leben hat. Da will man doch erst einmal weg von zu Hause“, sagt Katharina Markworth. Sie gehört zu einem jungen Team, das die Weill-Gedächtnis-Kultur modernisiert. Die längste Tradition im Gedenken an den berühmtesten Sohn von Dessau hat das „Kurt Weill Fest“, 1993 begründet. Das ist immerhin drei Jahrzehnte her. Nun sollen der alten Tradition neue, zeitgemäße Wege bereitet werden, damit der Name Kurt Weill auch jungen Generationen wortwörtlich in den Ohren klingt.

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Kurt Weill Stiftung

Katharina Markworth (links) und Constanze Mitter von der Kurt-Weill-Gesellschaft.

Katharina Markworth hat da nicht nur die Besucher der Veranstaltungen und die Kulturtouristen im Fokus, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler. Letztere fragen zunehmend nach Auftrittsmöglichkeiten an den Kurt-Weill-Tagen. „Hier dabei gewesen zu sein, ist mittlerweile eine gute Referenz“, weiß Katharina Markworth. Inzwischen wird in Dessau erfreut registriert, dass die Künstlerinnen und Künstler ihre Fans „mitbringen“. Die werden vor Ort dann auch Fans von Kurt Weill – und je nach Interesse auch von der Bauhausstadt, vom Dessau-Wörlitzer Gartenreich, vom Biosphärenreservat Mittelelbe, von der Fluggeschichte um Hugo Junkers .... Ursprünglich als Gäste zu den „Kurt Weill Festtagen“ angereist, kämen viele dann sogar mehrmals wieder in die Region, meint Katharina Markworth.

Sie selbst kam im Kindesalter hierher. Anfang der 2000er Jahre zog ihre Familie von Hamburg nach Dessau. Im familiären wie im schulischen Umfeld konnte sie damals schon aktiv miterleben, wie sich die Bürgerschaft engagiert, Kurt Weill in das Gedächtnis seiner Heimatstadt zurück zu holen.

Die zweite Hälfte seines 50 Jahre kurzen Lebens hatte er in den USA als gefeierter Musicalkomponist verbracht. Um jene Zeit zu erforschen, gründete sich 1993 die Kurt Weill-Gesellschaft – damals wie heute wird sie von der 1962 in New York gestifteten Kurt Weill Foundation dabei unterstützt, Leben und Werk des Komponisten und seiner Ehefrau Lotte Lenya lebendig zu halten. Wobei wohl die Generationen der letzten drei Jahrzehnte, die gegenwärtige und die kommende Generation verschiedene Erwartungen haben dürften an den Begriff „lebendig“.

So soll in diesem Jahr im Meisterhaus ein Escape Room eingerichtet werden, in dem nach den Regeln dieses Spiels Hinweise versteckt sind, mit denen Rätsel rund um Weills Vita und Schaffen gelöst werden müssen, um aus diesem Raum wieder herauszufinden. „Solch ein Raum kreiert andere Formen der Aufmerksamkeit und neue Wege der Wissensaneignung“, sagt Katharina Markworth. „Mit der Weill@night dagegen wollen wir das Publikum digital zuhause auf dem Sofa besuchen“, macht sie auf eine neue Konzertfilmreihe aufmerksam: „In jedem Film stellen sich Musikerinnen und Musiker aus Pop, Hiphop, Jazz und Klassik sowohl mit Livemusik als auch im offenen Gespräch vor und reflektieren ihre eigene Lebensgeschichte im Kontext zum Thema Heimat.

Das bewegte Leben von Kurt Weill als exemplarisches Beispiel für Integration und für die nicht versiegende Lust auf Neues liefert dabei den inhaltlichen Rahmen“, sagt Projektleiterin Markworth. „Wo ist Heimat?“ Diese Frage konfrontiere gerade jetzt während des Ukraine-Krieges die Menschen, die nach Deutschland ins Exil kommen mit allen damit zusammenhängenden Gedanken und Emotionen. Aber auch wir, die hier in Deutschland zuhause sind, würden die Gegenwart im Zeichen des Umbruchs sehr widersprüchlich erleben.

„Im Zeichen des Umbruchs“ – für dieses Motto des Kurt-Weill-Festes 2023 hatten sich die Festivalmacher tatsächlich schon vor zwei Jahren entschieden in Erinnerung an die „Goldenen Zwanziger“ als eine spannende wie spannungsgeladene Zeit voller gegensätzlicher Lebenswelten und politischer Veränderungen. Heute ist das Motto wieder so aktuell wie vor 100 Jahren. 

(Auch in 2024 wird zurückgeblickt - dieses Mal mit besonderem Augenmerk auf die Frauen der 1920er Jahre. Das Motto des Kurt-Weill-Fests 2024 heißt "Leuchten im Schatten". Alle aktuellen News und den Veranstaltungskalender findet ihr auf www.kurt-weill-fest.de. [Anm.d.Redaktion.])

Musikfans sollten also auf jeden Fall mal in Dessau zum jährlichen Kurt-Weill-Fest fahren. Solltet ihr keines der beliebten Tickets ergattern, könnt ihr nichtsdestotrotz einen Abstecher in das Kurt-Weill-Zentrum im einem der Meisterhäuser in Dessau-Roßlau einplanen.

Mit eurer WelterbeCard spart ihr zum einen den Eintritt in die Meisterhäuser und ihr erhaltet zusätzlich als Erinnerung an euren Besuch eine Spieluhr kostenlos dazu.

Teilt eure Impressionen von eurem Besuch in Dessau gern mit dem Hashtag #welterberegion auf Instagram mit uns!

Wir bedanken uns bei der Investitions- und Marketinggesellschaft und Kathrain Graubaum für den tollen Blogbeitrag! Lest mehr unter: www.echtzeit-sachsen-anhalt.de

Rückschau auf vergangene Kurt-Weill-Feste in Dessau

Interview des Musiklandes Sachsen-Anhalt 

mit Katharina Markworth und Constanze Mitter von der Kurt-Weill-Stiftung

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