Vom Tagebau zum Badesee
Sommer-Sonne-Badespaß! An den vielen Seen der WelterbeRegion bieten sich gerade im Sommer unzählige Freizeitmöglichkeiten. Aber wusstet ihr, dass ein Großteil dieser Seen früher staubige Tagebaulöcher waren? Kaum vorstellbar, wenn man sieht, was heute daraus entstanden ist!
Dort, wo sich früher Braunkohlebagger in die Erde gruben, laden heute Bergbaufolgeseen Badegäste, Wassersportler und Naturfreunde zu einem Besuch in die WelterbeRegion ein. In der Dübener Heide befand sich zwischen Lutherstadt Wittenberg und Bitterfeld bis zur politischen Wende Ende des 20. Jahrhunderts eines der größten Braunkohleabbaugebiete Mitteldeutschlands. Ein einmaliger Wandlungsprozess ließ aus einer geschundenen Mondlandschaft durch Flutung der Tagebaurestlöcher wunderschöne Seegebiete entstehen. Mit ausgezeichneter Wasserqualität bieten sie beste Voraussetzungen für einen Badeurlaub und einen idealen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Für die Bergbaufolgeseen zwischen Lutherstadt Wittenberg und Bitterfeld habe ich euch in diesem Beitrag einige Fakten zur Geschichte und zum Wandel hin zum See sowie Tipps für den nächsten Besuch zusammengestellt.
Der Bergwitzsee
Auf dem Bergwitzsee am Rand der Dübener Heide tummeln sich auf einer Wasserfläche von 183 Hektar zahlreiche Segler, Surfer und Stand Up Paddler. Für die Badegäste stehen mehrere Strände, darunter auch FKK-Bereiche und ein Hundebadestrand zur Verfügung.
Der Bergwitzsee hat seinen Ursprung im Tagebau "Roberts Hoffnung". 1905 begannen die Arbeiten zur Erschließung des Braunkohletagebaus und 1916 ging hier der erste Schaufelradbagger Deutschlands in Betrieb. 20 Jahre später wurde das Unternehmen als modernstes Deutschlands ausgezeichnet. 1955 schloss die Grube. Mit der Flutung entstand der Bergwitzsee. Sieben Quellen speisen heute den See mit klarem Wasser und garantieren eine ausgezeichnete Wasserqualität.
Wenn ihr mehr über den Wandel vom Tagebau "Roberts Hoffnung" zum Bergwitzsee erfahren wollt, lohnt sich ein Besuch im Waldhaus am Bergwitzsee.
Wer direkt am See übernachten oder die vielen Aktivangebote nutzen möchte, der ist im Bergwitzsee Resort gut aufgehoben. Camping und Caravaning, oder die Übernachtung in Bungalows, Ferienwohnungen, Ferienhäuser und sogar in schwimmenden Ferienhäusern sind möglich.
Der Gremminer See
Mit der Flutung des Tagebaus Golpa-Nord ist bei Gräfenhainichen ein einzigartiges Naherholungsgebiet entstanden. Mehrere Badestellen laden zu einem Strandtag am Gremminer See ein und unter den imposanten Baggern von FERROPOLIS ist sogar Camping möglich.
Der Gremminer See befindet sich heute dort, wo sich einst das Dorf Gremmin befand. 1957 wurde der Tagebau Golpa-Nord, in dem bis 1991 Braunkohle gefördert wurde, aufgeschlossen. Im Jahr 1982 musste das komplette Dorf Gremmin dem Braunkohletagebau weichen.
Nach dem Ende des Tagebaus entgingen fünf riesige Braunkohlebagger und Absetzer der Verschrottung und künden heute als stählerne Giganten in FERROPOLIS – der Stadt aus Eisen – auf einer Halbinsel im Gremminer See von einer vergangenen Industrieepoche. FERROPOLIS ist aber nicht nur ein lebendiges Freilichtmuseum, sondern, mit seiner Arena am See, auch eine eindrucksvolle Veranstaltungskulisse.
Ihr wollt mehr über den Tagebau Golpa-Nord und das Dorf Gremmin wissen? Dann habe ich folgenden Tipp für euch: Vom Stadtbalkon Gräfenhainichen an der Südseite des Sees in Richtung Radis befindet sich der Geschichtspfad. Auf 10 interessanten Informationstafeln erinnert dieser an das ehemalige Dorf Gremmin, welches 1982 dem Braunkohletagebau weichen musste.
Gröberner See
Ruhe und Naturverbundenheit findet ihr bei einem Besuch am Gröberner See. Gerade auch Familien wird hier mit dem Tiergehege, dem schönen Spielplatz und den Wassersportangeboten am See- und Waldresort viel Abwechslung geboten.
1993 wurde der Tagebau Gröbern, als letzter Tagebau im Bitterfelder Revier, geschlossen. Mit der Flutung des Tagebaurestloches entstand von 2004 bis 2010 der knapp 370 Hektar große Gröberner See.
Im Jahr 1984 wurden im Tagebau Gröbern die Überreste eines 120.000 Jahre alten Waldelefanten freigelegt. Der Elefant war ein, um die 40 Jahre alter, ausgewachsener Bulle mit 4,2 Metern Schulterhöhe, 5 Tonnen Gewicht und etwa 2,5 Meter langen Stoßzähnen. Im Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte in Halle ist heute das Skelett des Gröberner Waldelefanten ausgestellt, eine Kopie ist in Ferropolis zu finden.
Muldestausee
Auf der Wasseroberfläche des Muldestausees gleiten stolze Segler und Surfer dahin. Hier ist ein aufregendes und wertvolles Biotop entstanden, das Lebensraum für seltene und bedrohte Tierarten bietet und die günstige Entwicklung der Wasserqualität hat den See zu einem Paradies für Angler gemacht.
Ab 1954 wurde im Tagebau Muldenstein Braunkohle gefördert. Die Flutung des „ausgekohlten“ Tagebaus Muldenstein erfolgte bereits in den 1970er Jahren durch die Verlegung der Mulde – dies wiederum war Grundvoraussetzung für die gewünschte Erweiterung des benachbarten Tagebaus Goitzsche. Auf diese Weise entstand aus einem unwirtlichen Tagebaurestloch ein imposanter Stausee.
Direkt am Nordufer des Muldestausees liegt die Lehr-, Bildungs- und Begegnungsstätte HAUS AM SEE. In einer umfangreichen Dauerausstellung erzählt es die Geschichte des Muldestausees und seiner artenreichen Fauna und Flora.
Großer Goitzschesee
Der Große Goitzschesee vor den Toren der Stadt Bitterfeld ist ein landschaftlicher Juwel mit einem breiten Angebot für Wassersportler, Erholungssuchende und Naturliebhaber. Er lädt Besucher zum Baden, Radfahren, Segeln, Tauchen und Surfen ein. Mehrere Badestellen, das Wassersportzentrum und ein moderner Wakepark bieten beste Voraussetzung für Wassersportler. Ein gut ausgebautes Netz an Rad- und Wanderwegen umschließt den Goitzschesee. Wer es gemütlich mag, der erkundet den See mit dem Fahrgastschiff, Piratenschiff oder sogar per Katamaran. Vom Pegelturm, dem Roten Turm oder dem nahe gelegenen Bitterfelder Bogen genießt man einen fantastischen Blick über die Region.
Ab 1908 wurde im Bereich des heutigen Sees Braunkohle gefördert. Nach Ende der Förderung im Jahr 1991 wurde der See ab 1999 geflutet und erreichte mit dem Muldehochwasser im Jahr 2002 vorzeitig seinen Endwasserstand.
Nirgendwo sonst im Gebiet der ehemaligen DDR ist der Strukturwandel von einem ökologischen Notstandsgebiet hin zu nachhaltig sanierten Erholungslandschaften so deutlich nachzuvollziehen wie hier an der Goitzsche.
Wusstet ihr, dass im Tagebau Goitsche von 1975 bis 1993 Bernstein gefördert wurde? Mehr dazu erfahrt ihr im Kreismuseum Bitterfeld.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Entdecken unserer WelterbeRegion, die sich in den vergangenen Jahrzehnten unglaublich gewandelt hat! Teilt euren nächsten Ausflug gern mit uns auf Facebook oder Instagram! #WelterbeundWasser
Weitere Informationen und Tipps für euren nächsten Urlaub am Wasser:
WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg e.V.
Tel. 03491 402610
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